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KlimaAlarm! und die dringende Wende zu einer nachhaltigen Entwicklung

Partizipative Musikkomposition im Auftrag des Musikfestivals Bern

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Uraufführung: 5vor12um6: Transformation

Musikfestival BERN

Carlo Bernasconi AG

Sa 5. September 2020 | 18:00 Uhr

UA mit Robin Lütolf, Mathias Müller, Annelies Rüfenacht, Lautaro Tesar as Sound Artist.

Duo Re-convert: Lorenzo Colombo, Roberto Maqueda.

Elektronik, Programming & Technik: Teresa Carrasco.

english description

:: KlimaAlarm! ::

Für das Berner Musikfestival, das vom 2. bis 6. September 2020 in der Stadt Bern stattfand, wurde ich für eine neue Komposition zum Thema Klimawandel angefragt.

Das Stück wurde Teil des dreitägigen Festivals an drei verschiedenen Orten in Bern, das sich mit drei verschiedenen Fragen zum Klima beschäftigte: Biodiversität, Ungleichheit und Transformation.

Ich wurde von Thomas Meyer und Andri Probst (Musikfestival Bern) gebeten, ein Werk für den Teil der Transformation (Lösungsansätze) zu schaffen. In diesem Rahmen wollte ich eine partizipative Arbeit im öffentlichen Raum in Form einer demokratisch erarbeiteten multimedialen Performance mit dem Titel KlimaAlarm! verwirklichen.

Eines meiner Interessen bei der Gestaltung und Komposition dieser Performance war die Zusammenarbeit zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen. In diesem Sinne ermöglichte mir das Musikfestival Bern, Kontakt mit Prof. Dr. Peter Messerli, Direktor des Zentrums für Entwicklung und Umwelt (ZUE) und Professor für Nachhaltige Entwicklung am Geographischen Institut der Universität Bern aufzunehmen, um gemeinsam am Thema und dem Projekt zu arbeiten.

 

::Über die Frage der Transformation::

Das zweite wichtige Element des Stücks ist das demokratische Konzept und das partizipatorische Element. In einem ersten Schritt bat ich möglichst viele Personen um Aussagen in Form von 30 Sekunden bis 2 Minuten Video, die sich mit der Frage der Transformation zu einer nachhaltigeren und gerechteren Welt befassen und die im Rahmen der Aufführung gespielt wurden.

Dies sind die Fragen, die an die Teilnehmenden gestellt wurden: Wir sind uns der gegenwärtigen Situation in Bezug auf den Klimawandel bewusst, aber:

a) Was können wir tun, um den Wandel zu einer nachhaltigeren und gerechteren Welt zu erreichen?

b) Welche Maßnahmen müssen wir als Gesellschaft in Betracht ziehen?

c) Wie kann ich als Einzelperson eigenständig handeln?

d) Die gegenwärtige Situation in Bezug auf Covid-19 hat uns gezeigt, dass die Gesellschaft auch anders funktionieren kann, was lernen wir daraus?

Dafür habe ich in Zusammenarbeit mit dem Musikfestival Bern einen CALL FOR VIDEOS gestartet:

https://www.musikfestivalbern.ch/De/Aktuell/Aktuell/1241/call_for_videos_carrasco

Nach diesem Aufruf habe ich bis heute etwa 35 Statements von WissenschaftlerInnen, MusikerInnen, KünstlerInnen und TheoretikerInnen gesammelt (siehe Annex IX). An dieser Stelle muss ich vielen FreundInnen und KollegInnen aus den Künsten, der Forschung und dem akademischen Bereich danken, die mich bei dieser Arbeit unterstützt haben. Diese Videos und weitere Aussagen von WissenschaftlerInnen und TheoretikerInnen bilden den Ausgangspunkt für die Komposition und sind sowohl als Audio- als auch als Videomaterial als Basis für das Stück zu betrachten, aus denen die Stimmen und Klänge für die Komposition entwickelt wurden. Dieses Material wird teilweise ohne Verfremdung gespielt, teilweise von den beteiligten KlangkünstlerInnen in Echtzeit mit verschiedenen Effekten und Strukturprozessen transformiert.

Für die Bearbeitung der Stimmen habe ich zwei verschiedene selbstprogrammierte Software-Programme (Max/MSP) zur Verfügung gestellt. Ein Programm für die Klangbearbeitung direkt in Max/MSP und eine Software für die Videobearbeitung in Max/MSP/Jitter. Diese erlauben es den InterpretInnen frei mit den Materialien zu spielen. Die Klänge werden komponiert, indem die Stimmen der verschiedenen Videostatements gezielt überlagert werden. Das ermöglich einen freien Raum für die InterpretInnen dieses Material musikalisch und künstlerisch zu gestalten.

Die InterpretInnen sollen diese Elemente gemeinsam einstudieren und spielen, sie visuell und akustisch weiterentwickeln, um einen Dialog herzustellen, der einerseits die Aussagen dem Publikum näher bringt, andererseits aber auch einen Rahmen für das musikalische Experimentieren bietet.

Ihre Entscheidungen sollen sowohl musikalische, konzeptuelle und technische Aspekte abdecken und alle sollen gemeinsam getroffen werden.  Die Umsetzung dieser Aspekte muss im Zusammenhang mit dem Raum und den Ressourcen für jede Aufführung angepasst werden. Für weitere Aufführungen dürfen neue Statements verwendet werden. Ebenso dürfen weitere Stimmen und Sprachen einbezogen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

::Über die Besetzung::

Das Stück ist für folgende Besetzung geschrieben: ein Schlagzeug-Duo welches mit zwei historischen Morse-Telegrafen und Sirenen spielt; vier bis zehn KlangkünstlerInnen, die mit verschiedenen elektronischen Medien und Computern auftreten; mehrkanal-Videoprojektionen und mehrkanal-Lautsprechersystem.

Während der Uraufführung wurden die Videos auf eine Sand-Steinwand aus Steinen aus Ostermundigen projiziert. Diese Wand wurde speziell für das Konzert gestaltet (site-spezifisch).

Andere Projektionsflächen sind ebenso in Bezug auf die vorhandenen oder spezifischen Materialien für den jeweiligen Ort möglich.

::Über die Komposition::

Die Stimmen aus den Videostatements und ihre Aussagen bilden die Grundlage für den Klang des Stückes. Sie werden von elektronischen Klängen, Klängen der Morse-Telegraphen und weiteren elektronischen Klängen die aus der Verfremdung des Materials entstehen begleitet. Klangkünstlerinnen und Klangkünstler verwenden ihre Computer als Instrument, um die Videos und Klänge in Echtzeit zu verfremden und zu bearbeiten. Weitere Materialien, die sich konzeptuell mit dem Thema der Nachhaltigkeit und dem Klimawandel beschäftigen, können ebenso für die Komposition und Szenografie einbezogen werden.

Die Partitur für die SchlagzeugInnen wird basierend auf der Stimmerkennung der Videostatements in Echtzeit generiert, basierend auf der Stimmerkennung der teilnehmenden Videos. Das Programm analysiert und transkribiert die Wörter aus den Aussagen in den Videos und überträgt diese Texte in Echtzeitt als MORSE-Code. Falls mehrere Sprachen einbezogen werden, sollten diese ebenso in Morse-CODE übersetzt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die in Echtzeit generierte Übersetzung der gesprochenen Statements als MORSE-Code generiert das rhythmische Material für die Komposition. Der Morse-Telegraph wird in diesen Fall als Instrument betrachtet und eingesetzt. Die Klänge der historischen Nachrichtenübertragung werden mit Kontakt- und Kondensatormikrofonen erfasst, verstärkt und als weiteres musikalisches Element genutzt. Dieses wird dann ebenso über die Prozesse der elektronischen Klänge bearbeitet.

Für dieses Stück habe ich mit zwei Hasler Morse-Telegraphen und zwei Eingabe-Tastern (beides Replikas) und Papierrollen gearbeitet.Bei dem ersten Test mit diesen Geräten, durchgeführt mit Till Hellstern (Museum für Kommunikation, Bern), haben wir festgestellt, dass das Aufziehen der Kette des Telegrafen (ein Klang, der auch in die Komposition einbezogen wird) für den Betrieb von rund 7, 30 Minuten reicht. Dies wird die formale Zeit des ersten Teils der Komposition direkt beeinflussen. (siehe allgemeines Konzept).Während dieser Zeit werden rund 6,5 Meter Papierstreifen gebraucht. Diese Papierstreifen werden die Zeit und die binäre Codierung der Morse-Sprache in Linien und Punkten repräsentieren. Die Telegrafen steuern ebenso elektronische Klänge in zwei verschiedene Frequenzbereichen. Gleichzeitig werden beide Mechaniken der Telegrafen (Sender und Empfänger) und deren Nebengeräusche verstärkt. Diese Klänge bilden eine weitere Ebene der Komposition, die das ganze Werk begleiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für den zweiten Teil des Stückes sind die Sirenen die wichtigste Klangquelle. Sobald die Gesamtzeit der Komposition von der Gruppe festgelegt ist, sollte einer der Schlagzeuger genau auf dem zeitlich formalen goldenen Schnitt aufstehen und mit einer Handsirene spielen. Bei zB. 25 Minuten Performance sollte die Sirene nach 15 Minuten aktiviert werden. Diese Geste definiert den Übergang für den zweiten Teil des Stückes. Während die elektronischen Klänge ausklingen, aktiviert und blendet der zweite Schlagzeuger gleichzeitig die 12 folgenden Sirenen ein und aus — siehe Graphik im allgemeinen Konzept —  die an akustisch strategischen Stellen im Aufführungsraum platziert sind, und dem Ruf der ersten Sirene folgen. 

Die Sirene ist im Notfall ein sehr wichtiges akustisches Element für die Kommunikation der  Menschen. Für mich es ist wichtig, dieses Element in das Projekt zu integrieren. Das Stück soll einen Notalarm darstellen und diesen Klang in Raum site-spezifisch in hoher Lautstärke umsetzten. Die original Idee involviert die Sirenen der Stadt, die als Echo der ersten Geste gespielt werden sollten.

 

Der Kompositionsauftrag wurde durch die Ernst von Siemens Musikstiftung finanziert und mit low-budget aber viel Leidenschaft und Engagement als Kooperation des Musik Festivals Bern 2020, der Hochschule der Künste Bern und des Museums für Kommunikation Bern aufgeführt.

KlimaAlarm
KlimaAlarm! 2020
Premiere with Robin Lütolf, Mathias Müller, Annelies Rüfenacht, Lautaro Tesar as Sound Artist. Duo Re-convert: Lorenzo Colombo, Roberto Maqueda. Elektronik, Programming & Technik: Teresa Carrasco.
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